Askanier

Abbildung 10.1 und 10.2

Abkürzungen: ~600 um 600, a. d. an der, Abd. Abdankung, Abh. Abhängigkeit, -b˘g. -burg, Bf. Bischof, -bg. -berg, Bgf. Burggraf, Bm. Bistum, d. Ä. d. Ältere, d. Ju. d. Junge, d. Jü. d. Jüngere, dt. deutsch, Ebf. Erzbischof, Ebm. Erzbistum, Ehz. Erzherzog, Fsm. Fürstentum, Fst. Fürst, Gf. Graf, Gfn. Gräfin, Gft. Grafschaft, Ghz. Großherzog, Ghzn. Großherzogin, Hz. Herzog, hzgl. herzöglich, Hzm. Herzogtum, Kf. Kurfürst, Kfm. Kurfürstentum, Kg. König, kgl. königlich, Kgn. Königin, Kgr. Königreich, Ks. Kaiser, Kurw. Kurwürde, Lgf. Landgraf, Mgf. Markgraf, Mgft. Markgrafschaft, n. 992 nach 992, Nied. Nieder-, Ob. Ober-, P.U./PU Personalunion, Pfg. Pfalzgraf, Pr./Prz. Prinz, Prät. Prätendent, Przr. Prinzregent, Reg. Regent(in), Sign. Signore, Sn. Seigneur, Statth./Sth. Statthalter, Thronf. Thronfolger, Unt. Unter-, v. 1045 vor 1045, v. Tirol von Tirol (v. wird dabei oft weggelassen, Bsp.: Gf. Hoya Gf. v. Hoya)

[Erläuterungen siehe Grafische Nomenklatur]

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Beschreibung

Langfristiger Abstieg der Askanier

In der Neuzeit hat sich das Geschlecht der Askanier international profiliert durch zwei Persönlichkeiten: den Fürsten Leopold I († 1747), der als „der Alte Dessauer“ in die Geschichte eingegangen ist, und die Kaiserin Katharina II († 1796), Tochter des Fürsten Christian August v. Zerbst († 1747). Aber die neuzeitlichen Askanier in Deutschland regierten Zwergstaaten.

In auffallendem Gegensatz hierzu hatten den mittelalterlichen Askaniern zwei ansehnliche Kurfürstentümer unterstanden: Brandenburg und Sachsen. Von keiner der 18 großen Territorialdynastien des spätmittelalterlichen Reichs wurde der Weg vom Flächenstaat zum Splitterbezirk so offenkundig durchschritten wie von den Askaniern.


1) Teilung 1170

Die große Zeit der Askanier währte bis zum Beginn des 15. Jh. Seit 1069 waren sie als Gf. v. Ballenstedt zwischen Harz und Fläming hervorgetreten; und seit 1134 begannen der Mgf. Albrecht d. Bär und ab 1170 der brandenburgische Zweig seines ältesten Sohnes Otto I sich als Eroberer der Mark zu betätigen, während die jüngeren Söhne Hermann I und Bernhard I 1156 bzw. 1170 die Zweige Orlamünde bzw. Sachsen eröffneten.


1a) Sachsen (-1689)

Als nämlich nach dem Sturz Heinrichs d. Löwen 1180 die Welfen sich mit dem Kerngebiet des Hzm. Sachsen begnügen mußten, übernahm Bernhard dessen östlichen Teil und die Herzogswürde. Sie blieb bei der Linie Wittenberg, von der nach 1260 Lauenburg abzweigte, bis zum Tod Albrechts IV 1422: Dann gelangte Wittenberg, woraus 1356 das Kfm. Sachsen geworden war, an die Meißener Markgrafen.

So kam es, daß der Name Sachsen von der Nordsee zum Erzgebirge wanderte und man heute noch von Obersachsen spricht, um Sachsen von Niedersachsen zu unterscheiden.

Die Linie Lauenburg ging 1305 in Ratzeburg und Bergedorf auseinander und landete schließlich nach Julius Franz 1689 wieder bei den Welfen.

Schon 1212 aber hatte sich vom sächsischen Zweig jener anhaltinische Teilzweig abgespalten, der mit seinen Ausläufern das Haus der Askanier bis heute weiterführen sollte. Sachsen-Anhalt begann also damit, daß Bernhard mit den ursprünglichen Hausgütern seinen älteren Sohn Heinrich I ausstattete und dieser sein Gebiet nach der dort gelegenen Burg Anhalt nannte.


1b) Brandenburg (-1320)

Indessen teilten Ottos I Enkel Johann I und Otto III, nachdem sie 38 Jahre zusammengearbeitet hatten, die Mark 1258 in die Bereiche Stendal und Salzwedel. Die beiden Linien verschmolzen beim Ableben Johanns V v. Salzwedel 1317, und Waldemar wurde Alleinherrscher. Aber er starb 1319, sein Cousin Heinrich II 1320, und Brandenburg blieb de facto herrenlos bis zu den Hohenzollern 1415.


1c) Orlamünde (-1486)

Die Güterausstattung seiner Linie verdankte Hermann I wesentlich dem 1112 ausgestorbenen rührigen Geschlecht der Weimarer. Sein Enkel Hermann II, mit dem 1206 die Linie Weimar begann, starb 1247, und in der Folge trennte sich 1283 die thüringische Linie Rudolstadt, die nach Otto VI 1340 ans Haus Schwarzburg ging, von Weimar ab, deren Linie nach Friedrich V 1381 ins Haus Wettin mündete.

Von ihr war 1319 der Seitenast Lauenstein ausgegangen, der wiederum Orlamündes Ableger Schauenforst, von dem 1344 noch der Seitenast Droyßig ausgegangen war, nach Heinrichs IV Tod 1357 auffing, jedoch selber mit Friedrich VI 1486 endete.

Von Verschlingungen dieser Art war mehr noch der Werdegang der anhaltinischen Linien gekennzeichnet, mit denen die Askanier ihren auf die Stammgüter reduzierten Besitz in die Neuzeit führten.


2) Teilung 1252

Nach Heinrichs I Tod entsprangen seiner Gft. Aschersleben die klassischen Teillinien Bernburg, dann Köthen, woraus 1396 Zerbst hervorging, und erst später Dessau, das 1474 aus Zerbst hervorging und die 1468 erloschene Linie Bernburg beerbte; auch Zerbst und Köthen erloschen 1526 bzw. 1566, und so vereinigte Joachim Ernst v. Dessau alle anhaltinischen Teile.


3) Teilung 1603

Joachim Ernst hinterließ fünf Söhne, so daß außer den klassischen Teillinien noch die von Plötzkau entstand. Hinzu kam später Hoym (-1812) und Pleß. Die Linie Pleß führte nach 1818 Köthen weiter, endete aber 1847; ebenso Zerbst 1793, Bernburg 1863. So war Anhalt erneut unter Dessau vereinigt und wurde 1863 Herzogtum.