Römisch-deutsches Reich im Mittelalter
Abbildung b.5 und b.6

Abkürzungen: ~600 um 600, a. d. an der, Abd. Abdankung, Abh. Abhängigkeit, -b˘g. -burg, Bf. Bischof, -bg. -berg, Bgf. Burggraf, Bm. Bistum, d. Ä. d. Ältere, d. Ju. d. Junge, d. Jü. d. Jüngere, dt. deutsch, Ebf. Erzbischof, Ebm. Erzbistum, Ehz. Erzherzog, Fsm. Fürstentum, Fst. Fürst, Gf. Graf, Gfn. Gräfin, Gft. Grafschaft, Ghz. Großherzog, Ghzn. Großherzogin, Hz. Herzog, hzgl. herzöglich, Hzm. Herzogtum, Kf. Kurfürst, Kfm. Kurfürstentum, Kg. König, kgl. königlich, Kgn. Königin, Kgr. Königreich, Ks. Kaiser, Kurw. Kurwürde, Lgf. Landgraf, Mgf. Markgraf, Mgft. Markgrafschaft, n. 992 nach 992, Nied. Nieder-, Ob. Ober-, P.U./PU Personalunion, Pfg. Pfalzgraf, Pr./Prz. Prinz, Prät. Prätendent, Przr. Prinzregent, Reg. Regent(in), Sign. Signore, Sn. Seigneur, Statth./Sth. Statthalter, Thronf. Thronfolger, Unt. Unter-, v. 1045 vor 1045, v. Tirol von Tirol (v. wird dabei oft weggelassen, Bsp.: Gf. Hoya Gf. v. Hoya)
Beschreibung
I) Landkarte b.5
Auf der Karte b.5 sehen wir das römisch-deutsche Reich in den Grenzen von 1380. Ferner zeigt sie das deutsche Königreich, das im frühen Mittelalter aus den Stammesherzogtümern Lothringen, Franken, Schwaben, Thüringen, Bayern und Sachsen bestand. Seit den Ottonen und Saliern kam der östliche Streifen hinzu: Kärnten und die bayrischen Marken Verona, Istrien, Krain, Steiermark, Ostmark; das Kgr. Böhmen mit Mähren; ferner die sächsischen Marken Billung, Nordmark, Lausitz, Zeitz, Meißen. Seit den Staufern verbreiterte er sich noch um Pommern und Schlesien.
Die Mark Verona zählte bereits zum Kgr. Italien. Indes lag letzteres, wie das Kgr. Burgund, in den Grenzen des römisch-deutschen Reiches. Der Karte b.5 lassen sich die Hauptbestandteile Italiens entnehmen, desgleichen die Zerfallsprodukte Burgunds: Hochburgund zerfiel in Schweiz und Gft. Burgund (Rektorat), Niederburgund in Savoyen, Dauphiné, Provence.
Doch bleibt Italien wie Burgund unberücksichtigt. Nur im Zusammenhang mit den Habsburgern, Lothringern, Zähringern und Welfen tauchen italienische und burgundische Orte auf. (Übrigens sind auf b.7 einige Zentren der Welfen Italiens (Fulc-Este) zu finden.) Ansonsten beschränken sich die hier behandelten 18 Territorialdynastien auf Deutschland und den östlichen Streifen (vgl. b.1).
II) Mittelalterliche Adelshäuser Norddeutschlands
Entsprechend beschränkt sich das Schema b.6, das in Gestalt von “Geschlechter-Stammbäumen“ die Abfolge der Dynastien illustriert, im wesentlichen auf den Bereich Deutschlands und der Marken.
Dabei geht die Abfolge von den Verhältnissen aus, die in der stammesherzöglichen Epoche bestanden, und hieran orientiert sich auch die Einteilung: Die aufgeführten Familien sind nach der Gegend gruppiert, in der sie Rang und Namen hatten, und demgemäß verteilt auf Lothringen, Franken und Thüringen (b.6 oben) bzw. auf Sachsen, Thüringen und deren Marken (b.6 unten).
Auf Schwaben und Bayern geht b.8 ein.
(Schläuche bedeuten Zugehörigkeit zum selben Adelsgeschlecht, Pfeile den Machtwechsel.)
IIa) Erster Zweck: Zusammenfassung
Die Darstellung b.6 bezweckt zweierlei: Erstens faßt sie Angaben zusammen, die in den Kapiteln über die einzelnen 18 Territorialdynastien gemacht worden sind, und zwar: zu den Lothringern, Mark-Altena, Wittelsbachern, Brabantern, Luxemburgern, Wettinern und Nassauern in b.6 oben; zu den Schaumburgern, Oldenburgern, Mecklenburgern, Welfen und Askaniern in b.6 unten.
IIb) Zweiter Zweck: Ergänzung
Zweitens füllt sie das recht lückenhafte Netz, das jene bereits angegebenen Familien und Beziehungen bilden, mit noch nicht erwähnten Zeitgenossen auf. Zwar standen manche der hierfür ausgewählten Geschlechter, was ihre Wichtigkeit anbelangt, nicht auf gleicher Stufe, und insofern verfährt diese Ergänzung etwas willkürlich. Dennoch mag sie der groben Orientierung dienen.
IIc) Hinweise zur Ergänzung
Hier folgen einige Hinweise:
- Thüringen (b.6 oben)
Vor den Wettinern und Brabantern hatten die Ludowinger die Lgft. Thüringen inne. An deren westlichem Rand, in Hessen, waren bis ins 12. Jh. die Gisoninger, davor die Werner das dominierende Grafengeschlecht gewesen. - Franken (b.6. oben)
Den Markgrafen v. Schweinfurt, Vorläufern der Wittelsbacher, verdankte die Grafenfamilie Andechs nach 1057 bedeutende Güter in (Main-)Franken. Diese kamen nach dem Ende der Andechs 1248 den Hohenzollern zugute. - Lothringen (b.6 oben)
Die Familie Hennegau hinterließ nach 1055 ihre Grafschaft dem Haus Flandern, das seitdem, neben dem Haus Holland, an unterem Rhein und Maas bedeutend wurde. Nach ihnen kamen in Flandern, Hennegau und Holland die Familien Avesnes und Dampierre zur Herrschaft.
Die Avesnes bildeten so das Zwischenglied zu den Wittelbachern (Straubing), welche schließlich Holland und Hennegau dem Neuburgundischen Reich vermachten. - Schleswig (b.6 unten)
Vor den Schaumburgern befand sich Schleswig in der Hand der dänischen Könige aus dem Haus der Waldemare, davor der Estride, davor der Jelling. - Sachsen (b.6 unten)
Im Zuge der Kolonisation, welche die Ottonen (Liudolfinger) förderten, beherrschten das Hzm. Sachsen zunächst (nach den Liudolfingern) die Billunger, Brunonen und Northeimer, dann die Süpplingenburger, schließlich die Welfen. - Nordmark (b.6 unten)
Ähnlich waren in der späteren Mark Brandenburg den Askaniern etliche Pioniergeschlechter vorausgegangen, die ihre Karriere den ottonischen Projekten verdankten: zuerst Mgf. Geros Familie, dann die Walbeck, Haldensleben und Stade. - Thüringen (b.6 unten)
Neben den Wettinern hatten in Thüringen größere Ländereien inne: die Familien Henneberg (-1583), Reuß und Schwarzburg.